Das Weingut Kruger-Rumpf
Experimentierfreudig
Anfang der 1980er Jahre pflanzte Stefan Rumpf als erstes Weingut an der Nahe Chardonnay-Reben. Er war der Meinung, dass Klima und Boden der unteren Nahe eine ideale Grundlage für diese Rebsorte bieten. Er sollte recht behalten.
Immer wieder experimentieren wir im Weingut Kruger-Rumpf. Doch nicht alles davon ist komplett neu. Manchmal greifen wir auf traditionelle Methoden zurück, wie sie vor über hundert Jahren angewendet wurden, und modifizieren diese.
Beispielsweise wollten wir den Einsatz von Holzfässern wiederaufleben lassen. Dazu probierten wir ausgiebig mit Rebsorte, Holz, Toastungsgrad, Belegungen und Hersteller … bis wir das gewünschte Ergebnis erreichten.
So stechen wir die Weine auch vom einen ins andere Fass ab, oder füllen unsere Spätburgunder unfiltriert.
Vieles was heute zum Weingut Kruger-Rumpf gehört, ist einem Experiment entsprungen – wie der Blanc de Noir, den wir seit Anfang der 1990er Jahre im Programm haben.
Der rote Faden
Das Experimentieren gehört für uns im Weingut Kruger-Rumpf genauso dazu wie das Bewahren. Wir probieren Neues bzw. Altes aus, es muss nur zu uns passen.
Wichtig ist uns, dass der rote Faden im Weingut Kruger-Rumpf und bei unseren Weinen deutlich zu erkennen ist.
Eins kam zum anderen
Vor fast 40 Jahren studierte unser Vater Agrarwissenschaften, wozu auch die Haltung und Züchtung von Nutztieren zählt. Er träumte davon, im Ruhestand Schafe und Ziegen zu halten.
2013 legten wir die Weinbergterrassen in der Steilstlage Münsterer Rheinberg neu an.
Die Begrünung wollten wir mit möglichst geringem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vornehmen und dabei den Boden so wenig wie möglich mit schweren Maschinen belasten.
Ein Naturschutzprojekt am Mittelrhein weckte unsere Aufmerksamkeit. Dort wurden Grünflächen mit Hilfe von Ziegen freigehalten. Wir waren begeistert.
Schäferstündchen
Wir sind der Überzeugung, dass in einem landwirtschaftlichen Betrieb Nutztiere einen wesentlichen Beitrag zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft leisten.
Fünf Burenziegen grasten deshalb in unseren Weinbergen. Nachdem sie mehrfach ausrissen, schwenkten wir auf Schafe um.
Mittlerweile haben wir je nach Jahreszeit zwischen 15 bis 25 Schafe und Lämmer, die auf unseren Weinbergflächen grasen. Sie leisten uns gute Dienste, vor allem in den steilen Weinbergterrassen des Langenbergs und Rheinbergs.
Georg & Julia
- 1708
- um 1830
- um 1870
- 1870-1920
- 1920-1945
- 1947
- 1983
- 1984
- 1988
- 1990
- 1992
- 1993
- 1999
- 2000
- 2008
- 2015
- 2016
- 2018
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Gründungsjahr und erste urkundliche Erwähnung
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Bau des heutigen Weinguts in Münster-Sarmsheim
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Karl Rumpf heiratet die Winzertochter Babette Kruger. Das Weingut Kruger firmiert nun als Weingut Karl Kruger Erben.
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Das Weingut Kruger Erben gehört mit über 50 Hektar Rebfläche zu den renommiertesten und größten Weingütern an der Nahe.
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Durch Kriege und Erbteilung besitzt das Weingut Kruger Erben nach dem zweiten Weltkrieg nur noch acht Hektar Rebfläche.
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Heinz Rumpf, Enkel von Karl und Babette, muss nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft das Weingut der Familie übernehmen. Die Interessen des intelligenten Mannes liegen jedoch eher in den Bereichen Maschinenbau und Politik.
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Nach dem Studium der Agrarwissenschaften übernimmt Stefan Rumpf den sieben Hektar großen Fassweinbetrieb, der zu dieser Zeit kurz vor dem finanziellen Aus steht. Er ändert den Namen von Kruger Erben in Weingut Kruger-Rumpf und stellt auf Flaschenwein um.
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Stefans Frau Cornelia Rumpf eröffnet die erste Straußwirtschaft an der Nahe. In kürzester Zeit schafft sie es, die Straußwirtschaft zu einer überregional bekannten Institution aufzubauen.
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Die Weine von Stefan Rumpf finden immer mehr Erwähnung in Fachzeitschriften. Das DM-Magazin (heute Capital) nimmt das Weingut Kruger-Rumpf in die 100 Bestenliste auf.
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Der New Yorker Weinhändler Terry Theise importiert die ersten Flaschen des Weinguts Kruger-Rumpf in die USA. Bis heute sind die Staaten einer der wichtigsten Absatzmärkte für die Kruger-Rumpf-Weine.
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Es findet zum vorerst letzten Mal eine Straußwirtschaft im Kelterhaus des Weinguts Kruger-Rumpf statt. Cornelia Rumpf erfüllt sich einen großen Traum: ihr eigenes Restaurant.
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In der ehemaligen Wohnung der Großeltern eröffnet die Weinstube Kruger-Rumpf. Bereits wenige Wochen nach der Eröffnung wird Küchenchef Dirk Finkenbrink eingestellt.
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Im Zuge der Privatisierung der staatlichen Weinbaudomäne Niederhausen werden über fünf Hektar Rebfläche in den besten Lagen der unteren Nahe verkauft. Das Weingut Kruger-Rumpf erhält den Zuschlag.
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Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung: Ein Hektar Weinberg im Binger Scharlachberg kann gepachtet werden. In den nächsten zehn Jahren kommen noch weitere zwei Hektar hinzu.
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Nach seinem Weinbaustudium tritt Sohn Georg Rumpf in das elterliche Weingut ein. Er ist heute verantwortlich für Weinbau und Önologie.
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Sohn Philipp Rumpf tritt neben Georg in das elterliche Weingut ein. Nach seinem Studium der Getränketechnologie, der Tätigkeit als Vertriebsingenieur und einem Masterstudium übernimmt er den Bereich Vertrieb und Marketing.
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Bingens älteste Weinstube »Altes Rathaus Kruger-Rumpf« komplettiert seit März das gastronomische Angebot des Weinguts Kruger-Rumpf, neben der im Weingut befindlichen Weinstube Kruger-Rumpf. Die Weine bekommen neue Etiketten.
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Der Gault&Millau Wineguide Deutschland verleiht an Kruger-Rumpf die vierte Traube und zählt das VDP-Weingut an der Nahe somit zur absoluten deutschen Spitze.
Marian
Als Marian das erste Mal einen unserer Weinberge in Münster-Sarmsheim betrat, war er noch ein junger Mann. Helmut Kohl stand am Anfang seiner politischen Karriere, Polen war noch eine Volksrepublik und in Tschernobyl kam es zur Nuklearkatastrophe — es war das Jahr 1986.
Stefan Rumpf hatte erst zwei Jahre zuvor das Weingut von seinem Vater übernommen. Als Qualitätsfanatiker stellte er von Fass- auf Flaschenwein um. Diese Umstellung hatte zur Folge, dass immer mehr Arbeit in den Weinbergen anfiel. Besonders zu den Spitzenzeiten im Frühjahr und im Herbst war er auf Unterstützung angewiesen.
Eine der ersten Saisonkräfte, die in das Weingut kamen, war Marian. Ein junger Skilehrer aus Polen. Er sprach kaum ein Wort Deutsch und kannte sich nicht mit der Arbeit im Weinberg aus.
30 Weinlesen später steht Marian immer noch in unseren Weinbergen. Auch an ihm ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen: Die einst blonden Haare sind mittlerweile ergraut und die eine oder andere Falte ist auch hinzugekommen. Aber in den Steillagen des Weingutes macht ihm inzwischen keiner etwas vor.
Die klassische Weinbergsarbeit ist nur ein Teil seines Aufgabengebietes. Mit seinen guten Deutschkenntnissen hilft er so manche Sprachbarriere zu überwinden. Viele seiner Bekannten und Freunde konnte er motivieren, nach Münster-Sarmsheim zu kommen, um ebenfalls in den Weinbergen zu arbeiten.
Nicht zu unterschätzen war auch seine Aufgabe als »Kindermädchen«, wenn Johannes, Georg, Philipp und Lisa-Maria in ihren Herbstferien beim Traubenernten halfen. Dann war es für den Familienfrieden gut, dass er immer ein Auge auf die Kinder warf.
In ein paar Jahren werden vermutlich die Kinder von Georg, Philipp, Johannes und Lisa-Maria ihre ersten Trauben lesen – und wir gehen davon aus, dass Marian auch der nächsten Generation das Traubenlesen beibringt.